Ein Zeitungsredakteur steht Rede und Antwort

Expertengespräch am Gymnasium Wendelstein

 

Wendelstein. Im Rahmen des Medienprojektes „Klasse plus“ luden die Klassen 8a und 8c des Gymnasiums Wendelstein den Zeitungsredakteur Gunter Hess am 13.12.2019 zu einem Expertengespräch ein, um den Beruf des Redakteurs kennenzulernen und Fragen zu seinem Berufsbild zu stellen. Schon im Vorfeld hatten die Schüler zahlreiche Fragen und Diskussionsthemen im Deutschunterricht erarbeitet, welche sie mit Herrn Hess besprechen wollten.

 

Nach einer herzlichen Begrüßung des Gastes durch die Deutschlehrkraft Frau Hofmann stellte sich Herr Hess in wenigen Worten vor und berichtete im Zuge dessen, dass er seit ungefähr 30 Jahren als fest angestellter Mitarbeiter beim Schwabacher Tagblatt tätig ist. Im anschließenden Diskurs mit dem Redakteur erfragten die Schüler*innen beispielsweise, welche Anforderungen an den Redakteursberuf gestellt sind. Herr Hess erklärte daraufhin die Bedeutung des zweijährigen Volontariats, welches einer Ausbildung gleichkomme, seiner Meinung nach aber zu ungenau strukturiert sei sowie sich durch mangelnde Zielsetzungen und Regularien auszeichne. Der Experte berichtete im Anschluss, dass sich der Berufsalltag in den letzten Jahren drastisch gewandelt habe. Unter anderem sei er „viel weniger unterwegs als früher“, denn Meldungen und aktuelle Neuigkeiten würden ihm oftmals mittels moderner Kommunikationsmittel, v.a. per E-Mail, zugespielt. Auch das Bildmaterial stamme mittlerweile vornehmlich aus externen Quellen, da es immer weniger Mitarbeiter gebe, welche am Ort des Geschehens präsent sein könnten. Trotz allem müsse sich der Redakteur nach wie vor einem straffen Zeitplan unterwerfen, um die geforderten Artikel fristgerecht fertigzustellen.

 

Diese Einblicke nahmen die Schüler*innen zum Anlass, den derzeitigen Stellenwert von Zeitungen und die Bedeutung der damit verbundenen Berufe zu hinterfragen. Herr Hess ging daraufhin ausführlich und kritisch auf die aktuellen Entwicklungen des Zeitungswesens ein. Ein Hauptproblem, unter dem zahlreiche Verlage litten, sei eine enorme Sparpolitik seitens der Verlagshäuser, beruhend auf der stetig sinkenden Leserschaft. Zur Unterstützung seiner Behauptung führte er den Umstand an, dass das Durchschnittsalter des Zeitungslesers, welcher sich etwa 20 Minuten pro Tag der Zeitungslektüre widme, bei 67 Jahren liege. Das führe unweigerlich dazu, den Inhalt und die Kosten der Zeitung zu reduzieren, wodurch weniger festangestellte Redakteure von Nöten seien. Es gäbe, so Hess, jedoch einen weitaus größeren Feind der Printmedien: das Internet. Vor allem in puncto Aktualität sei es seinem stiefmütterlichen Vorgängermedium weit voraus, da Informationen schneller und flexibler an den Leser herangetragen würden. Das habe dazu geführt, dass die „Nürnberger Nachrichten“ trotz ihrer Online-Präsenz in den letzten zehn Jahren über 100.000 Leser verloren hätten.

 

An das Ende der Gesprächsrunde stellte der Redakteur eine Eigenreflexion zu Leseverhalten und Stellenwert der Zeitung. Ich selbst kann nur mein Bedauern über die schwindende Beliebtheit von Zeitungen ausdrücken, da dieses Medium eines der großen Erfindungen der Menschheit war und immer noch ist. Entgegen des Risikos, dass Zeitungen, wie wir sie kennen, in den nächsten Jahren von der Bildfläche der Medienlandschaft verschwinden könnten, würde ich sehr gern ein Redakteur oder Journalist werden, da es aufregend sein muss, Artikel zu verfassen, echte Bilder aus dem wahren Leben aufzunehmen und in die Welt hinauszutragen.

 

Finley Schmidt 8a, Marietta Hofmann