Datenschutz zwischen Kommerz und Kontrolle

Sie sind fast allgegenwärtig und doch unsichtbar – unsere Daten. Doch was passiert eigentlich mit ihnen und wie groß dürfen die unternehmerischen Möglichkeiten einerseits und wie streng muss der Datenschutz andererseits sein? In Zeiten europäischer Integration sind dies längst keine nationalstaatlichen Fragen mehr, sondern europäische. Dies belegt die seit einigen Jahren gültige EU-Datenschutzgrundverordnung sowie die rund 50% aller Gesetze in Deutschland und den anderen EU-Mitgliedsstaaten, die auf eine Richtlinie oder Verordnung der EU zurückgehen. Doch wie genau funktioniert der komplexe Gesetzgebungsprozess in Brüssel? 

Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich die drei neunten Klassen des Wirtschaftszweiges des Gymnasiums Wendelstein im Rahmen eines ganztägigen, fächerübergreifenden Planspiels der Fachschaften Sozialkunde sowie Wirtschaft und Recht und Wirtschaftsinformatik unter Anleitung von drei Planspielleitern der CIVIC GmbH. Unter dem Motto „Die Daten sind frei? Kommerz oder Kontrolle?“ konnten sich die SchülerInnen auf spielerische Art und Weise damit auseinandersetzen, wie gemeinsame europäische Datenschutzregeln im komplexen Geflecht zwischen dem Rat der EU, dem EU-Parlament und der Europäischen Kommission zustande kommen können – oder eben nicht. Denn das als offene Methode konzipierte Planspiel sieht nicht die eine Musterlösung vor. Die Zielsetzung ist vielmehr der Diskurs der unterschiedlichen Akteure, der das demokratische Verständnis der SchülerInnen fördert. Über sechs arbeitsintensive Schulstunden hinweg wurden Fachbeiträge durchgearbeitet, eigene Positionen entwickelt und Kompromisse kontrovers diskutiert, bis schließlich tatsächlich eine gemeinsame Datenschutzverordnung aus der Feder der SchülerInnen verabschiedet werden konnte. 

Nach Abschluss des Planspiels stand eine Erkenntnis fest: Die Weichenstellungen auf EU-Ebene sind für unser alltägliches Leben sehr weitreichend und bedeutsam – nicht nur beim Datenschutz.

Christian Endres