„BLOP: Besser Leben Ohne Plastik“ – Bestsellerautorin Nadine Schubert hält Vortrag am Gymnasium Wendelstein 

Seit dem Erfolg ihres Buches „Besser leben ohne Plastik“ (2016) ist Spiegel-Bestsellerautorin und Bloggerin Nadine Schubert ein gefragter Gast in Vortragsreihen, Funk und Fernsehen. Die ehemalige Radiomoderatorin aus Unterfranken bietet Vorträge und Workshops zum Thema Plastikvermeidung im gesamten deutschsprachigen Raum an und war im Rahmen des „Wendelsteiner Forums“ im November zu Gast am Gymnasium Wendelstein.

 

Plastik ist in den vergangenen 70 Jahren zum Sinnbild der Moderne und zum inzwischen allgegenwärtigen Begleiter geworden – mit den entsprechenden Folgen für Mensch, Umwelt und Gesundheit. Damals in den 1950er Jahren wurden jährlich 1,5 Millionen Tonnen Plastik weltweit produziert, heute sind es rund 300 Millionen Tonnen.

 

Eindrücke von der Filmdokumentation „Plastic Planet“ und einige drastische Bilder von durch Plastik zerstörten Ökosystemen stellt Nadine Schubert zu Beginn ihres Vortrages auch in der Wendelsteiner Aula kurz vor. Und die Bilder von plastikverschmutzten Weltmeeren und an verschluckten Plastikteilen verendenden Tieren prägen sich sofort ein.

 

Eine Reportage zum Thema Plastikmüll hat 2013 auch bei Nadine Schubert zu einem radikalen Umdenken geführt, so dass sie und ihre Familie seither ein der größtmöglichen Nachhaltigkeit verpflichtetes Leben führen. Dass es sich dabei um kein hehres und kaum in die Tat umzusetzendes Vorhaben handelt, für das man sein ganzes bisheriges Leben umkrempeln und auf Annehmlichkeiten aller Art verzichten müsste, führt sie ihrem Publikum an diesem Abend mehr als überzeugend vor Augen. Nadine Schubert präsentierte sich ihren Wendelsteiner Zuhörern als „ganz normale Mama, mit zwei ganz normalen Kindern und deren ganz normalem Papa“, die in einem Einfamilienhaus, mit zwei Katzen und zwei Autos, die auf dem Land nun einmal unverzichtbar seien, wohnen.

 

In ihrem erstem Buch „Besser leben ohne Plastik“ dreht sich alles um die grundsätzliche Vermeidung von Plastik im Alltag. Aus ihrem früher von Konsum bestimmten Leben wurde innerhalb von wenigen Jahren eines ohne Massenware aus dem Supermarkt und ohne fast alles, was in einer Plastikverpackung daherkommt, aus Plastik besteht oder in irgendeiner Form Plastik enthält.

 

Die erste Umstellung im Hause Schubert war die von Tetrapaks und Plastikflaschen auf Getränkeflaschen aus Glas. Milch und Sahne kaufen die Schuberts ebenfalls nur noch in Glasbehältern und Wasser trinken sie grundsätzlich aus dem Hahn. Ihre Grundnahrungsmittel holen sie lose und unverpackt in einem nahegelegenen Dorfladen. Käse und Wurst wird nicht mehr in Einwegverpackungen gekauft, sondern offen an der Theke, in von zu Hause mitgebrachten Dosen. Die in beinahe allen Haushalten bereits vorhandenen Plastikbehälter empfiehlt Nadine Schubert jedoch nicht wegzuwerfen, sondern entsprechend ihrer Lebensdauer von bis zu 400 Jahren im Sinne der Nachhaltigkeit noch länger zu verwenden.

 

Ihr Wunsch nach Plastikvermeidung hat sie sich auch auf die Suche nach einem alternativen Umgang mit der Müllproblematik im Allgemeinen begeben lassen. Die Referentin plädiert beherzt dafür Konsum, Verbrauch und vor allem auch das Wegwerfen radikal einzuschränken und viel mehr Dinge von Handys über Stereoanlagen bis hin zu Flip-Flops wieder zu reparieren statt diese einfach wegzuwerfen. Wer auf Plastik verzichten will, müsse sein Konsumverhalten in allen Lebensbereichen umstellen, egal ob zu Hause, beim Einkaufen, in der Schule oder am Arbeitsplatz. Auf Dinge zu verzichten beschreibt sie dabei nicht als einschränkende und freudlose Erfahrung, sondern als eine befreiende, die einem letztlich deutlich mehr Zeit beschert.

 

Im zweiten Teil des Vortrags gibt die Autorin, wie auch in ihrem zweiten Buch „Noch besser leben ohne Plastik“, zahlreiche Tipps und Anregungen, wie der inflationär gebrauchte und nachweislich schädliche Kunststoff aus unser aller Leben zurückgedrängt werden kann. Der Fokus liegt dabei dem sogenannten Mikroplastik, das in vielen Produkten auftaucht, die wir täglich benutzen und deren Inhaltsstoffe wir ganz unbewusst, beispielsweise via Bisphenole, über unsere Nahrung und den Wasserkreislauf wieder in uns aufnehmen. Ob in Honig, Kaffee, Duschgel, Putzmitteln oder Kleidung, tagtäglich ist der Konsument mit Mikroplastik und weiteren unsichtbaren, gesundheitsschädlichen Stoffen konfrontiert. Nadine Schubert findet, es sei höchste Zeit, sich davon zu befreien und empfiehlt im Kleinen mit Veränderungen zu beginnen.

 

Frischkäse gäbe es im Handel beispielsweise nur in Plastikverpackung. Doch könne man diesen aus Joghurt ganz leicht selbst herstellen. Die überschüssige Molke nimmt Schubert (mit Zitrussäure versetzt) als Badreiniger. Für die Spülmaschine mixt sie alternativ ein Pulver aus Soda, Zitronensäure und Kernseifeflocken. Zudem gibt sie Tipps, wie sich beispielsweise Waschmittel und auch anderer Drogeriebedarf selbst herstellen und dabei auch noch Geld sparen lässt.

 

Trotz zahlreicher Beispiele aus dem Haushalt und so mancher an diesem Abend augenzwinkernd aufgetragener Männer- und Frauenklischees geht die Plastikvermeidung natürlich beide Geschlechter gleichermaßen an. Und auch durch kleine Veränderungen könne man schon viel bewirken. Nadine Schubert hat eine ganze Reihe an Empfehlungen auf Lager, die sofort und für jeden umsetzbar sind: Verzicht auf Coffee-to-go-Becher; Kauf von regionalem, saisonalem und vor allem unverpacktem Gemüse; Olivenölseife statt Flüssigseife; Nachfüllgrablichter in Gläschen statt der herkömmlichen Plastikvariante. Sie empfiehlt auch immer wieder in Kontakt mit den Mitarbeitern im örtlichen Supermarkt zum Thema überflüssige Plastikverpackungen zu treten, um auch dort langfristig für ein Umdenken und Umstellungen zu sorgen.

 

Und so einiges hat sich dank Plastikvermeidern wie Nadine Schubert gesamtgesellschaftlich ja auch schon getan: Menschen kaufen bewusster ein, verzichten häufiger auf unnötige (Plastik-)Verpackungen, Geschäfte bieten lose Waren an, in den Großstädten entstehen vermehrt sogenannte Unverpacktläden. Und dennoch ist der Vortrag von Nadine Schubert auch weiterhin wichtig und dazu angetan, jeden bei den ersten Schritten in ein plastikfreie(re)s Leben zu unterstützen. Bei allem an diesem Abend Gesagten tritt Schubert ihrem Publikum sympathisch-pragmatisch statt dogmatisch entgegen, klärt auf ohne erhobenen Zeigefinger und beweist, dass man sich dem ernsten Thema Plastikmüll auch auf humorvolle und realistische Weise annähern kann, indem sie beispielsweise eingesteht, dass die Lichtschalter und der Staubsauger auch im Hause Schubert noch immer aus Plastik seien.

 

Ein Blick in die Menge der am Thema Interessierten sowie zahlreiche Fragen aus dem Publikum gegen Ende des Vortrags zeigten, dass nicht nur Schüler/innen und Eltern, sondern auch viele interessierte Bürger/innen aus der näheren und weiteren Umgebung in die bis auf den letzten Platz belegte Aula des Gymnasiums Wendelstein gekommen waren.

 

Als Unterstützer konnte das Wendelsteiner Forum wiederum die KEB Roth-Schwabach und diesmal auch das Landratsamt Roth gewinnen, dessen Klimaschutzbeauftragte Angela Ziegler den Vortragsabend zusammen mit Schulleiter Johannes Novotný eröffnete. Auch im Landkreis Roth werden ? ganz im Sinne Schuberts und ihres Vortrags ? nun künftig Aufkleber mit dem Schriftzug „Mitbringsel willkommen!“ Kunden dazu einladen, ihre eigenen Behälter zur Lebensmittelbefüllung an der Theke mit zum Einkaufen zu bringen und dadurch Plastik zu vermeiden.

 

Am Ende der knapp zweistündigen Veranstaltung hatte Nadine Schubert überzeugend darlegen können, dass ein Verzicht auf Plastik keinen Verlust an Lebensqualität darstellt – sondern das genaue Gegenteil. Von Seiten des Wendelsteiner Publikums wurde ihr hörbar großer Applaus zuteil und auch ihre beiden Bestseller mit noch vielen weiteren Anregungen für ein plastikfreies Leben und die in Kooperation mit dem EMIL-Vertrieb angebotenen Glasflaschen fanden reißenden Absatz.

 

Mirjam Müller