Anastasia

Musical-Besuch in Stuttgart

 

Lange Stuhlreihen auf drei Geschossen, ausgelegt mit rotem Teppich und mit einem Ausblick auf die 1000 Quadratmeter große Bühne.

Dies erwartete uns am Samstag, den 16.02.19, im Stage Palladium Theater bei dem gemeinsamen P-Seminar-Ausflug nach Stuttgart, wo wir ebenso Informationen über die Abläufe hinter den Kulissen bekamen sowie durch die verschiedensten Teile des Gebäudes geleitet wurden.

Vom Startpunkt aus wurden uns zu allererst ein paar Requisiten hinter der Bühne gezeigt, wobei unser Guide auch auf den Zugwagen zu sprechen kam, welcher in einer Szene auf der Reise nach Paris zum Einsatz kommt. Nachdem wir dessen Gerüst und die nahe am Boden und hinter Spiegeln verbaute Technik etwas betrachtet hatten, verwies der Mitarbeiter des Stage Theaters auf die am Bühnenboden vorhandenen Schienen, welche zum leichteren Hereinfahren des Zugmodells dienen. Des Weiteren bekamen wir Einblicke in eine sogenannte Black-Box, in welchen, außer eventuell bei Quick-Changes, sich normalerweise umgezogen wurde, woraufhin wir ebenfalls Kostüme und Stoffe betrachteten, unter welchen sich durchaus ein paar befanden, die extra für das Musical angefertigt worden sind und nur auf Anfrage wiederhergestellt werden können.

Das gedankliche Areal der Kostüme und des Stylings der Darsteller beendeten wir mit einem Blick auf die Schminktische, die bereits mit vorbereiteten Utensilien für die Nachmittagsvorstellungen bestückt waren und danach folgte eine kurze Erklärung bezüglich der Proben. Besonders herausgehoben wurden die „Putzproben“, bei welchen ebenfalls die Begründer des Musicals meist anwesend waren, um Flüchtigkeitsfehler, die sich über den Zeitraum eingeschlichen hatten, wieder verschwinden zu lassen.

Ein paar Stunden später fanden wir uns dort erneut zur Vorstellung, bei welcher aufgrund technischer Probleme leider nicht alles so glatt lief wie es sich unser Guide zuvor gewünscht hatte. Allerdings spielten diese kleinen Malheurs keine Rolle, da bei dem Mikrofonsausfall der Protagonistin Anastasia sogleich das zweite an ihr angebrachte Mikrofon eingeschaltet wurde, weshalb kaum etwas von ihrem Gesang im Raum verloren ging.

Durch die Änderung der eigentlich vorgesehenen Geschichte, in welcher der Zauberer Rasputin Anastasia verfolgt, welcher jetzt in gewisser Weise von dem Hauptkommissar Gleb ersetzt wurde, trat ein neuer Charakter hervor, der durchaus einen teils im Hintergrund stattfindenden Wandel durchläuft. Dies führt dazu, dass er, obgleich sein Vater als Bolschewist die Zarenfamilie der Romanows getötet hatte, Anastasia im Thronsaal nicht erschoss, obwohl er eigentlich die Chance dazu hatte und zuvor ebenfalls noch angekündigt hatte, dass, wenn sie tatsächlich die Erbin der Zarenfamilie sei, er sie umbringen müsse. Mit dieser angesichts seiner vorherigen Drohungen als durchaus verwunderlichen Entscheidung stellte sich Gleb gegen sein Schicksal, wodurch er sich, meiner Meinung nach, zum insgeheimen Helden des gesamten Stücks herauskristallisierte.

Weitere Aspekte, die das Musical natürlich maßgeblich prägten, waren der Einsatz von digitaler Technik und die Musikstücke, die die Stimmung ausdrückten und den Zuschauer sowohl perfekt in das damalige chaotische und kalte Petersburg, als auch passend in das romantisch und als Zentrum der Hoffnung dargestellte Paris entführten.

Die sich im Hintergrund abspielenden Filme und gezeigten Bilder wurden auf eine riesige LED-Wand projiziert, welche besonders meine persönliche Aufmerksamkeit gewonnen hat wegen der Relevanz für unser eigenes Projekt.

Als einen weiterer interessanten Punkt bot sich uns ebenfalls eine Ballettvorführung  innerhalb des Musicals, die in der Pariser Oper spielt, da an dieser Stelle lediglich die Tänzerin eine äußere Handlung hatte. Die anderen anwesenden Charaktere, unter ihnen auch die Protagonisten Anya/Anastasia und Dimitri, sangen in der Zwischenzeit, was ihren Gedankengang illustrieren sollte.

Nach der Darbietung fühlten wir uns alle noch immer zurückversetzt ins Paris der 1920er Jahre mitsamt der nach dem russischen Zar benannten Alexanderbrücke und selbst bei der Zusammenkunft mit den restlichen P-Seminar-Mitgliedern schien es jedem schwer zu fallen, sich nach so einer eindrucksvollen Inszenierung von der im Saal aufgespannten Traumwelt der Prinzessin Anastasia zu lösen.

Michaela Wolkersdorfer, Q11