Die 6b bäckt

Aus Anlass der Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit nahmen am Dienstag, dem 18. Oktober die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6b statt ihrer Englischbücher und Kunstmappen Schüsseln und Schürzen mit in die Schule. Von der dritten bis zur sechsten Stunde wurde nämlich gemeinsam gebacken, was der Schulbackofen hergab: Über 250 Brötchen in allen Preis- und Gewichtsklassen gingen zunächst bei Temperaturen zwischen 400 Grad und später 200 Grad auf, wurden gebräunt – manche ein bisschen schwärzer, andere ein wenig blasser – und einige wurden natürlich auch gleich gegessen bevor ihre Farbe kritisch überprüft werden konnte.

Damit das alles funktionierte, musste der Ofen noch vor acht Uhr angezündet werden. Es dauerte dann ungefähr eine Stunde, bis Schülerinnen und Schülern der Klasse 10e die Gemäuertemperatur von 8 Grad auf 500 Grad hoch heizen konnten. In der zweiten Stunde übernahmen zwei bewährte Kräfte aus der Klasse 9g, Hannes und Tobias das weitere Schüren. Tobias konnte auf diesem Wege wieder einmal an seinem Werk arbeiten, das er in der siebten Klasse zusammen mit seinen Mitschülerinnen und Mitschülern hochgezogen hatte.

Bereits zur ersten Pause waren dann Temperaturen von über 800 Grad an der inneren Ofenwand messbar. Trotz Nieselregen fühlte es sich ganz kuschelig warm an da draußen auf dem Schulhof. Jetzt begann auch die Arbeit im Schulgebäude: Die Kinder der Klasse 6b rührten Dinkel- und Weizenmehlteig an und verziehen es mir sogar, dass ich zunächst und in all der Aufregung des besonderen Tages Zucker und Salz vergessen hatte auszuteilen, sodass gegen 11:00 Uhr alle Würze noch einmal eingeknetet werden musste. Dem Kneten folgte das Aufräumen und Abspülen, derweil Lukas und Tim aus der 6b von den erfahrenen Neuntklässlern am Ofen angelernt wurden: Tradition war einmal mehr und sehr konkret die Weitergabe des Feuers (und – ganz im Sinne Gustav Mahlers – nicht die Anbetung der Asche).

Nach der zweiten Pause gesellte sich noch Altmeister Benny zur Truppe und ließ es sich nicht nehmen, auch seine Erfahrungen im und am Ofen zu teilen und die „Jugend“ auszubilden. Ganz wertvoll wurde seine Arbeit dann beim Backen, als ich alleine es nicht mehr schaffte, den Ofen gleichzeitig zu beschicken und zu entleeren, und die Übergabe dieser schweißtreibenden Arbeit an die Youngsters aus der 6b zeitlich und sicherheitstechnisch einfach noch nicht zu Gebote stand. Immerhin wurde solch ein Brötchen zu Beginn der Backphase innerhalb von nicht mal 2 Minuten fertig. Nach drei Minuten hätte man ihm seinen zu langen Aufenthalt im Ofen bereits deutlich angesehen, und nach vier Minuten hätten wir es als Brennmaterial fürs nächste Mal gleich drin lassen können. Nina übernahm die äußerst wichtige Aufgabe des "Mehldienstes". Es gab keine Schaufel, die nicht zuverlässig von ihr gepudert wurde, bevor die Teighäufchen darauf in die Hitze des Ofens wanderten. Sehr gefreut haben wir uns, dass einige Eltern vorbeischauten beim eifrigen Spektakel, Adrians Mutter ließ es sich nicht nehmen, bis in die Mittagspause auszuharren und beim Verwischen der Arbeitsspuren zu helfen – herzlichen Dank auch an dieser Stelle für das Interesse und die freundliche Zuhilfe!

Gegen Ende der sechsten Stunde war der Stress beim Backen soweit abgeklungen, dass nun doch ein wenig Training des Nachwuchses möglich war. Anton ging von Beginn an sehr versiert mit der Ofenschaufel um. Die Herausforderung besteht ja nicht nur darin, „vorne“ das Backgut zu versorgen und die Backzeiten von bis zu 30 Brötchen gleichzeitig im Blick zu behalten, sondern auch „hinten“ mit der Rückseite der Schaufel beim allzu neugierigen Volk resp. den Klassenkameradinnen und -kameraden nicht permanent blaue Flecken zu verteilen. Da fiel schon manches Brötchen ins Gras. Gut dass es dabei so heiß war, dass sich niemand scheute, es nach dem kalt und sauber Pusten trotzdem gleich aufzuessen.

So verließen um 13.10 Uhr viele Jungbäckerinnen und -bäcker die Schule mit einem Bündel frischer Backwaren, darunter auch einige verunglückte Brezen und verkohlte Brotstangen. Aber auch das gehörte zur Erfahrungssammlung, nämlich dass so eine Brötchen nicht umsonst eine zumeist recht typische Form hat, die im Ofen leicht zu bearbeiten ist. Übrig blieb erstmal nur ein kleiner Korb für die Fünftklässler, die am darauffolgenden Mittwoch einige Brötchen zum Schulfrühstück bekommen sollten. Zunächst war ich zwar recht erschrocken, dass noch einige Bretter voll mit ungebackenen Brötchen und sogar noch eine Schüssel mit viel zu nassem Teig übrig waren. Aber es kam anders als befürchtet: Benny und einige Tapfere aus der 6b hielten aus und buken den Rest. Am Ende der Mittagspause war nicht nur der Fünftklasskorb mit 90 Maxi-, Midi- und Minibrötchen übervoll, sondern nun auch jede(r) Bäcker(in) satt und arbeitsmüde. Kurz vor Beginn des Nachmittagsunterrichts kippte ich die Schüssel mit dem nassen Teig einfach auf den Ofenboden, der noch ca. 180 Grad warm war. Um 15:45 Uhr konnte ich dieses Experiment beenden und hatte dann einen schönen Laib in Händen, der sich ganz gegen die Erwartung in der langen Backphase bei geringer Temperatur völlig unspundig und mit schöner Kruste entwickelt hatte. An diesen Beobachtungen gilt es weiter zu forschen. Das Kapitel Brotbacken am Gymnasium Wendelstein steckt bei aller weitergereichten und wertvollen Tradition immer noch in den Kinderschuhen.

Notieren können wir fürs nächste Mal:

- Lieber sechs statt nur vier Stunden zum Backen einplanen.

- Lieber 10 statt 15 Kilo Mehl verarbeiten. Beides nimmt den Stress raus.

- Große Laibe und Kipfe erst gegen Ende der Backphase in den Ofen geben. Die Backzeit spielt dann kaum noch eine Rolle.

Der (Energie-) Verbrauch an Holz hielt sich diesmal in Grenzen. Im Ganzen waren es sechs Bananenkisten voll mit Mischholz, die genügten, um mit dem Ofen bis in den Nachmittag hinein arbeiten zu können. Beim Pizzabacken geht es meist etwas schneller mit dem Temperaturverlust, was wahrscheinlich mit dem wasserhaltigen Belag zusammenhängt. Dort war auch die Anschürphase etwas länger. Diesmal erreichte die Außenhülle nur 30 Grad. Beim Pizzabacken waren es schon mal 80.

Soweit ich es sehe, freuen sich alle auf´s nächste Mal.

Werner Bloß

 

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