„Zu Risiken und Nebenwirkungen ...“

Theaterstück der Mittelstufengruppe nach Molières „Der eingebildete Kranke“

Einfach selbst Arzt werden, dann kann einem keine Krankheit mehr etwas anhaben...? 

Schön wär’s, wenn es so einfach wäre. Aber der eingebildete Kranke, Argan, glaubt dies am Ende des Theaterstücks sehr gerne und verwandelt sich in einer fulminanten Schlussszene zum Arzt.

Aber der Reihe nach: Molières eingebildeter Kranker, ganz herausragend verkörpert von Lukas Novotny, lässt seine Familie und alle, die mit ihm zu tun haben, zunächst sehr unter seinen Launen und Krankheiten leiden. Am schlimmsten ergeht es dabei seiner Tochter Angélique, die - sehr glaubwürdig dargestellt von Nina Schuh - gegen ihren Willen mit dem sehr beschränkten Arzt, Thomas, verheiratet werden soll. Die große Gegenspielerin Argans ist jedoch das von Laura Bärnreuther souverän dargestellte Dienstmädchen Toinette, das dem eingebildeten Kranken immer wieder mal seine Grenzen aufzeigt und diverse Intrigen verhindert bzw. auch selber spinnt. Das bekommt auch Argans zweite Ehefrau – genial böse gespielt von Caro Betz - zu spüren. Die mit ihrem heimlichen Geliebten, dem Klavierlehrer  geplante Erbschleicherei wird von Toinette geschickt verhindert. Berechnend und intrigant überzeugte hier Isabel Lippmann.

Vorher jedoch muss auch der wirkliche Geliebte Angéliques, der listige Cléante (selbstbewusst interpretiert von Maximilian Lorenz) noch erkennen, dass es dem Kranken durchaus ernst damit ist, die Ehe mit dem Arzt Thomas durchzusetzen.

Die Vorstellungsszene mit diesem jungen Mann und seinem Vater (ruhig und klar interpretiert von Toni Schmidbauer) gerät zu einem Verwirrspiel hinter dem Rücken Argans. Hier zeigt Philipp Gstaltlmeyr ein umwerfend komisches Spiel, das darin mündet, dass seine tölpelhafte Figur ständig seine vorgefertigten Reden vergisst und schließlich versehentlich von Argans Urinprobe trinkt...

Während der herbeigerufene Notar (klar und stringent dargestellt von Sophie Wichmann) von Argan für seine Pläne benutzt wird, profitieren Arzt und Apotheker (selbstsicher und arrogant Tobias Goeckel und Jonathan Schall) eher von dem Kranken, dem sie ein Klistier nach dem anderen verschreiben und sich dafür auch ordentlich bezahlen lassen.

Doch nicht immer lässt sich Argan leicht hinters Licht führen: Seine jüngeren Töchter bedroht er in einer fulminanten Verfolgungsszene mit einer Rute, sodass sie ihm alles verraten, was er über seine große Tochter wissen will. Hier überzeugend und mit viel Körpereinsatz gespielt von Antonia Bodach und Lisa-Marie Linkohr. 

Der Lösung näher gebracht wird das Verwirrspiel aber erst durch das Auftreten von Argans Bruder Béralde (konzentriert und überlegt Levent Kacar), der Toinette dabei unterstützt, Argan von seinen eingebildeten Krankheiten und seiner intriganten Frau samt Klavierlehrer zu befreien. Am Schluss erfolgt durch Kittel, Bart und Arztspiegel die Approbation zum Arzt.

In vielen chorisch angelegten Szenen sind eine Unzahl von Ärzten präsent, die - durch Licht- und Musikeffekte verstärkt - entweder zusammen oder als Einzelpersonen den Kranken bis in den Schlaf verfolgen und mit ihren Anordnungen, Drohungen und Geldforderungen quälen.

Der kurzweilige Theaterabend begeisterte die Zuschauer mit seinen musikalischen und tänzerischen Einlagen, einer motivierten und engagierten Gruppe und einem ganz hervorragenden Hauptdarsteller, der stets äußerst souverän und überzeugend agierte. Das Publikum belohnte die  Akteure mit langem Applaus.

Ein Dank auch an die Bühnen- und Lichttechniker sowie an den Wahlkurs von Frau Schall für das originelle Bühnenbild.

Kurt Preinl