„Der wohlfeile Mensch? – Eine ‘Moritat’ von Recht und Gerechtigkeit“

„Wert(e)“ eines Menschen? – Kurz vor den Osterferien präsentierte die Mittelstufen-Theatergruppe unter Leitung von Kurt Preinl eine Art tragikomischer (Anti-) Passionsgeschichte, die sich der Auseinandersetzung mit dieser komplexen Frage verschrieben hatte.

Laut Vorankündigung des Programmhefts erwartete das Publikum die Inszenierung einer „komplizierten Situation“, in der „sich Tragisches mit Lustigem abwechselt“.

Tatsächlich war es die Aufgabe der durchwegs widersprüchlich-grotesk angelegten  Charaktere, sehr ernste Themen auf die Bühne zu bringen und diese in gezielt ironisch-absurder Brechung in das Aula-Auditorium zu transportieren.

Das Stück machte es seinen Zuschauern nicht immer leicht, da sich diese angesichts der in ihrer moralischen Willfährigkeit zerrissenen Protagonisten gleich wiederholte Male herausgefordert sahen, ihre Sympathien – oder besser ihr Mitgefühl – neu zu verteilen, auch zumal sich nicht nur der vermeintliche Bösewicht nach und nach als eigentliches Opfer des Geschehens entpuppte. 

Genau diese Art von unsicherer Parteinahme will das Stück jedoch auch erreichen und hinter all dem steht die Formulierung einer zeitlos gültigen Sozial- bzw. Moralkritik, entfaltet an einer ebenfalls universellen Schuld-und-Sühne-Thematik.

Die Kegel des Scheinwerferlichts richten sich zu diesem Zwecke ein ums andere Mal auf die Anfälligkeiten und Widersprüchlichkeiten des menschlichen Handelns und Seins. Verhandelt werden Themen wie Meineid, Korruption, Gier, Machtstreben, Schuld, Buße und Rache. In deren Zusammenhang werden Feigheiten entlarvt, Sentimentalitäten bloßgestellt, materialistische Fassaden zum Einsturz gebracht und schließlich die menschliche Moral als solche auf den Prüfstand gestellt. Der Mensch – im Stück exemplarisch als Politiker, Arzt, Pastor, Geschäftsmann oder auch Richter auf die Bühne gebracht – erscheint als ein letztlich auf sich selbst zurückgeworfenes einsames Ich in einer Masse von Vielen, das Gefahr läuft, den Bezug zu anderen und den wichtigen Dingen im Leben zu verlieren.

Die jungen Schauspieler/innen der 8. und 9. Jahrgangsstufe inszenierten diese Ideen packend und mit großem Talent und vermochten mit einem bis in die Nebenrollen hinein ausdrucksstarken Spiel zu überzeugen. 

Zur Präsenz und Wirkmächtigkeit des vor den Augen des Publikums entfalteten „Menschenbildes“ trugen unter anderem geschickt eingesetztes chorisches Sprechen, die Verwendung symbolisch aufgeladener Farbcodes sowie rundum stimmige Sound-, Licht- und Bühnen-Installationen bei. Einen unbestreitbaren Höhepunkt in einem ganzen Reigen strahlkräftiger Szenen, von denen so manch eine sicherlich auch nach Auflösung der Bühnen-Illusion noch nachwirkte, stellte ein als „memento mori“ und Mittel der dramatischen Vorausdeutung auf die Bühne gebrachter und vermehrt mit ins Spiel einbezogener Sarg dar.

Gezeigt wurde kein harmloses Stück und keinesfalls eines, das spurlos an seinem Publikum vorüberging. Am Ende galt der Beifall dementsprechend sowohl den – dank der schauspielerischen Leistung – starken Bildern des Stücks als auch den im Rahmen der Inszenierung aufgeworfenen Fragen des menschlichen Seins, denen sich die Mittelstufendarsteller/innen in beeindruckend professioneller Weise stellten.

Mirjam Müller

Bilder vom Entstehungsprozess und der Inszenierung des Mittelstufentheaters im März 2015.

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